Betriebe buhlen um junge Leute
Brake. Das Handwerk und die kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) in den Fokus zu rücken, das war eines der Ziele, mit denen in Hannover die neue rot-grüne Landesregierung angetreten ist. Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) ließ jetzt den Worten Taten folgen. Am Freitagabend war er bei der Kreishandwerkerschaft in Brake zu Gast, um zu erfahren, wo den Betrieben in der Wesermarsch der Schuh drückt.
Olaf Lies ist zurzeit viel unterwegs. Häufig sitzt er mit Funktionären und Lobbyisten zusammen – auch solchen, die das Handwerk vertreten. Lieber jedoch sind dem Minister Termine wie der am Freitagabend, bei denen er die Möglichkeit hat, direkt mit Unternehmern ins Gespräch zu kommen. „Wir suchen den intensiven Dialog mit dem Handwerk und den klein- und mittelständischen Betrieben“, sagte der Wirtschaftsminister, und am dichtesten dran an den Fragestellungen sei man eben im direkten Kontakt mit den Betriebsinhabern. Entsprechend habe er sich über die Einladung zur Kreishandwerkerschaft in Brake, die Karin Logemann als Vorsitzende des SPD-Unterbezirks ausgesprochen hatte, gefreut.
Verzahnung notwendig
Ein Problem, dass Olaf Lies mit Kreishandwerksmeister Stefan Hayen, dem Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, Thomas Sturm, sowie einer Runde von Unternehmern aus der Wesermarsch intensiv diskutierte, war der Mangel an Fachkräften, der auch das Handwerk zu erreichen droht. Hayen und Sturm berichteten, dass es zunehmend schwierig werde, junge Menschen für eine Ausbildung im Handwerk zu gewinnen. Habe man gute Leute gefunden, wanderten sie nach der Ausbildung häufig in die Industrie ab.
Olaf Lies meinte, dass es noch größerer Anstrengungen bedürfe, um jungen Leuten den Übergang von der Schule in den Beruf zu erleichtern – und ihnen dabei auch das Handwerk, das viele Chancen böte, schmackhaft zu machen. Eine enge Verzahnung von Schule und Betrieben sei nötig. Der Minister bedauerte in diesem Zusammenhang, dass Gymnasien ihre Schülerinnen und Schüler selten auf die Möglichkeit vorbereiteten, eine Ausbildung im Handwerk zu absolvieren – obwohl auch diese die Möglichkeit eines Studiums offeriere. Beispielsweise in den skandinavischen Ländern sei es völlig normal, dass nicht nur eine schulische, sondern auch eine betriebliche Ausbildung ins Studium führen kann, so Lies.
Nachfolgen ungeregelt
Schwierig gestalten sich in der Wesermarsch auch Betriebsübergaben. Die Kreishandwerkerschaft vertritt laut Thomas Sturm rund 400 Betriebe aus dem Landkreis. Etwa 15 bis 20 Prozent von ihnen stünden in nächster Zeit zur Übergabe an. In den allerwenigsten Fällen, so Sturm, sei die Nachfolge jedoch bereits geregelt.
Olaf Lies sieht auch das Land in der Pflicht, gegen diese Problematik etwas zu tun. Der Minister nannte Bürgschaften für Existenzgründer, die das Land Niedersachsen übernehmen könne. Zudem müssten Fördermittel daraufhin überprüft werden, ob sie überhaupt ihre Adressaten erreichen. Förderprogramme des Landes gelte es, so Olaf Lies, noch zielgerichteter zu stricken, um die gewünschten Effekte zu erzielen.